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Tuesday, April 15, 2014

Erinyen

Zwei Rachegöttinnen
(Zeichnung aus dem 19. Jahrhundert nach einer antiken Vase)
Die Erinyen oder Erinnyen (griechisch Ἐρīνύς , Pl.: Ἐρινύες)  – bei den Griechen auch alsManiai, „die Rasenden“, später als Eumeniden (Εὐμενίδες), bei den Römern als Furienbezeichnet – sind in der griechischen Mythologie drei Rachegöttinnen:
  • Alekto (Ἀληκτώ), „die (bei ihrer Jagd) Unaufhörliche“
  • Megaira (Μέγαιρα, deutsch auch „Megäre“), „der neidische Zorn“.
  • Tisiphone (Τισιφόνη, auch: Teisiphone), „die Vergeltung“ oder „die den Mord Rächende“. Sie wird auf griechischen Amphoren häufig mit Hundekopf und Fledermausschwingen dargestellt.
Sie stellen die personifizierten Gewissensbisse dar. Im matriarchalen Kontext gelten sie als Verteidigerinnen mutterrechtlicher Prinzipien. Sie stehen im Zusammenhang mit Totenkult und Fruchtbarkeitsthematik.
Der Name Eumeniden, die Wohlmeinenden, wurde ihnen nach Aischylos Die Eumeniden im Ergebnis des Verfahrens gegen Orestes verliehen, nachdem sie ihr Amt und ihre Macht verloren hatten. Diese Umbenennung wird als beschwichtigend - abwehrender Euphemismus betrachtet, der auf den in der Orestie vollzogenen historischen Umbruch zum patriarchalen Prinzip hindeute.
Als „Furie“ oder seltener „Megäre“ wird im übertragenen Sinn eine rasend wütende Frau bezeichnet.

Mythologischer Ursprung[Bearbeiten]

Die Rachegöttin Tisiphoneschwingt die Fackel des Wahnsinns und entleert den Krug mit Gift über das glückliche Königspaar Athamas und Ino.[1]
(Kupferstich von Bernard Picart, 18. Jahrhundert)
Les Remords d’Oreste – Orestes wird von Furien gehetzt.
(William Adolphe Bouguereau, 1862, Chrysler Collection, Norfolk)
  • Nach Hesiod wurden die Erinyen von Gaia geboren, nachdem der Titan Kronosseinen Vater Uranos mit einer Sichel entmannt hatte. Aus dem Zeugungsglied, das ins Meer fiel, erwuchs Aphrodite; aus dem Blut aber, das auf die Erde tropfte, entstanden außer Giganten und melischen Eschennymphen auch die Erinyen.[2]
  • Nach anderen Erzählungen waren sie Töchter der Nacht (Nyx)[3] oder aber auch Töchter der Gaia und des Skotos[4], der „Dunkelheit“. Den Orphikern galten Hadesund Persephone als Eltern der Erinyen.
  • Bei Homer und in der späteren griechischen Mythologie stellten die Erinyen Rachegöttinnen bzw. Schutzgöttinnen der sittlichen Ordnung dar. Zu furchtbaren Werkzeugen der Rache wurden sie insbesondere, wenn es zu Mord (v. a. anBlutsverwandten), zu Verbrechen an Eltern oder älteren Menschen[5] zu Meineid, aber auch, wenn es zu Verletzungen der geheiligten Bräuche gekommen war: als Personifizierungen der Verfluchungskraft (besonders der Verfluchung durch Vater und Mutter) und des Racheanspruchs Ermordeter. So verfolgten sie Orestes nach seinem Muttermord und trieben ihn in die Raserei. Die Ansprüche der Mütter wurden unter allen Umständen und zuerst von ihnen verteidigt, aber auch die der Väter und der älteren Brüder, so dass es Orestes nicht half, Klytaimnestra auf Befehl des Gottes Apollon umgebracht zu haben – hätte er es nicht getan, hätte Apollontrotz allem die Erinyen auf Orestes gehetzt. Apollon unterstützt all die Charaktere, die durch ihre Mutter leiden mussten (nicht nur Orestes, ein weiteres Beispiel ist König Ödipus). Erst durch Pallas Athene und die Unterstützung Apollons wurde Orestes auf dem Athener Gericht freigesprochen, ohne dass das der allgemeinen Verehrung der Erinyen Abbruch getan hätte. Seither verehrte man die Erinnyen in Athen – jedoch nicht unter ihrem alten Namen, sondern als die Eumeniden („Wohlgesinnten“).
  • Die in der Unterwelt hausenden Erinyen werden als alte, aber jungfräuliche Vettelnbeschrieben, deren Hautfarbe schwarz war; sie kleideten sich in graue Gewänder, die Haare waren Schlangen, ihr Geruch war unerträglich und aus ihren Augen floss giftiger Geifer oder Blut.
  • Die Erinyen konnten auch als eine einzige – Erinys, „Rache“ – angerufen werden. Diese war damit zusammen mit Dike, „Gerechtigkeit“, und Poine, „Strafe“, eine der drei Helferinnen der Nemesis.
  • In der Orestie des Aischylos spielen die Erinyen als Rachegöttinnen der Unterwelt eine wichtige Rolle. (Dritte Tragödie der Trilogie: Die Eumeniden)

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